Kalkbruch, Obstplantage, Park

Daten zur Geschichte des Kalkbrennens und der Obstplantage im Willy–Spahn-Park in Ahlem

1850

Beginn der Kalkbrennerei durch die Firma Gebr. Köhne, Baumaterialhandel in Hannover, im Ahlemer Kalkbruch, mit einem Einkammerofen, Arbeiterschutzhütte, Pulverschuppen und Stallungen für die Arbeitspferde, im „Lohfeld“ zwischen Wunstorfer Landstraße und Holzweg

 

1874       

Bau eines neuen Kalksteinofens mit Schornstein, Stall und Waschküche

 

1887   

Der aus der Tiefelstraße - dort seit 1870 - in ein Gebäude Ecke Mönckebergallee / Wunstorfer Landstrasse verlegte Schulunterricht    muss wegen des Lärms aus dem Kalkbruch schon nach kurzer Zeit beendet werden (alsdann Bau der Schule in der Krugstrasse, dort Schulbetrieb bis 1953)

 

1899       

Gebr. Köhne, jetzt Inhaber Kaufmann Karl Besser aus Hannover, errichten  einen ersten kleinen Ringofen, Standort  etwa in Höhe des heutigen  „Sonnenplatzes“

 

1900       

Eigentümer des Grundstückes wird  Karl Besser persönlich

 

1920   

28.06.  Des Landrat des Landkreises Linden genehmigt den Verkaufes des „ausgebeuteten Ahlemer Kalkwerks“ von der Witwe Anna Besser geb. Köhne an den Kaufmann Heinrich Borges, Hannover–Linden, Kochstr. 7, mit der Verpflichtung,

  1. zur Ausfüllung „keine verwesenden oder wasserlöslichen Stoffe oder Gegenstände“ zu  verwenden, und
  2. die aufgefüllten Flächen der späteren landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. „Dabei muss eine bestimmte Schicht sogenannten Mutterbodens als Decke geschaffen werden.“

1925

Die Firma Mast & Grahlmann, Hannover, pachtet das Gelände von Borges und betreibt jetzt die Kalkbrennerei unter der Firma „Ahlemer Kalkwerk Mast & Grahlmann“

  • 25.02. In der Sitzung des Gemeindeausschusses der Gemeinde Ahlem wird bekannt gemacht, dass ein neues Kalkwerk errichtet werden soll
  • 09.04. Zeichnungen  des Ingenieurs G. Ratzmann  aus Hildesheim für den Bau eines Kalkwerks werden im Gemeindeausschuss vorgestellt (heute im Heimatmuseum)
  • 20.08.Lieferung einer Schmalspurlokomotive mit Benzolmotor ( 8 – 10 PS )  durch die Firma DIEMA Diepholzer Maschinenfabrik Fritz Schöttler GmbH in Diepholz an das Ahlemer Kalkwerk Mast & Grahlmann
  • 22.09. Genehmigung der „Errichtung eines Kalkringofens“ durch den Kreisausschuss des Landkreises Linden;gebaut wird ein „Hoffmannscher“ Ringofen mit einer Länge von 35,40 m, einer Breite von 13,40 m und einer Höhe von 3,50 m, der Brennkanal wird in 14 Kammern eingeteilt, der Schornstein ist 40 m hoch; die Befeuerung mit Steinkohle (sog. Wealdenkohle) aus dem Deister

1927

02. 05. Lieferung einer weiteren Lokomotive ( 10 PS ) durch DIEMA an Heinrich Borges für das Ahlemer Kalkwerk

 

1929

05.04. Gutachten des IHK-Sachverständigen Friedrich Schönhoff  zur Errichtung eines Kalkschachtofens westlich des Ringofens mit einem schornsteinartigen Aufbau von lediglich 22 m, Befeuerung soll mit Koks erfolgen, dadurch geringere Abgasentwicklung (keine Schwefelsäure in den Rauchgasen!), die Pläne gelangen wegen der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr zur Ausführung

 

1930

Das Kalkwerk beschäftigt jetzt 30 Arbeiter in einem vollkontinuierlichen Betrieb, die Jahresproduktion liegt bei 109.500 Zentner gebrannten Kalk

 

1931/32

Verringerung und schließlich Einstellung der Produktion aus wirtschaftlichen Gründen
(Weltwirtschaftskrise: Rückgang Kalkabsatz im Deutschen Reich von Januar 1930 bis November 1931 um 37 %, die Kalkproduktion erreicht Ende 1931 gerade 40,9 des Standes 1913 = 100; Zahl der Beschäftigten entspricht nur noch 30 % des Standes 1913),
nicht wegen der vermeintlichen Erschöpfung abbaubaren Kalkmergels

21.05. Ablehnung des Erwerb des Geländes durch den Gemeindeausschuss der Gemeinde Ahlem, in der Folgezeit wird das Gelände nicht weiter genutzt, es fällt brach
Ende des Kalkbrennens in Ahlem

 

1940

Der Kaufmann Willy Spahn wird in Hannover aktenkundig, er betreibt ein Geschäft für Herrenbekleidung und Schuhwaren in der Knochenhauerstrasse 44; 

bereits die Adressbücher von Hannover und Linden 1920 und 1923 erwähnen den Kaufmann Willy Spahn (* 22. 03. 1894 in Guben, + 03. 10. 1982 in  Hannover–Ahlem)  als Teilhaber der Firma Torfhandelsgesellschaft Solling & Spahn, Dessauer Straße 7, zusammen mit Onno Solling, Industrie-Erzeugnisse, Halkettstraße  50; dann jedoch Abmeldung nach Braunschweig, Langedamm 22 am 06.11.1925;
Frau  Milli Spahn geb. Hüttich (* 3. 05. 1896 in Hannover, + 03. 01. 1996 in Hannover), bleibt in Hannover, hier findet sich ein Eintrag im Adressbuch 1930 für Mendelssohnstraße 13 I,

für beide melderechtlich erst ab 15.05.1945 (das Ehepaar hatte am 01. 11. 1917 in Hannover geheiratet),

Wohnsitzverlegung nach Ahlem, Friedrich-Ebert-Straße (heute Mönckebergallee) 22 erst am 07.06.1963

 

1941

Im April  erwirbt der Kaufmann Willy Spahn, Hann., Oesterleystrasse 5 / 6  II, von Herrn Walter Borges, Hannover - Linden, an der Wunstorfer Landstraße eine Gesamtfläche von rund  52.000  Quadratmeter ( „ehemaliger und stillgelegter Kalkbruch mit Kalkofen und Kalkbrennerei“ );
Übergang der öffentlichen Lasten mit dem 01.04.1942, die Grundsteuer zahlt bis 1941 Walter Borges

 

1943 f.

Terrassierungsarbeiten im Kalksteinbruch zur Anlage einer Obstplantage unter Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, dabei Nutzung der noch vorhandenen Schienen und Loren, Aufbringen von Mutterboden, Pflanzung von ca. 250 Kirsch- und Apfelbäumen auf zwei Hangterrassen

 

1948

Januar    Eintragung einer Obstplantage in die Gewerbeliste der Gemeinde Ahlem unter der Anschrift Wunstorfer Landstrasse, Abmeldung als Einzelkaufmann erfolgt am 30. 04. 1954

 

1949

09. 05. jetzt Eintragung einer Getränkefabrik Sprudella GmbH in die Gewerbeliste

 

1965

25. 03.     Veröffentlichung eines Antrags des  Grundstückseigentümers Willy Spahn, damals Friedrich–Ebert–Str. 22 , auf Entnahme von Grundwasser „zur zeitweisen Berieselung einer Obstplantage und für eine Obstverwertung ( Getränkefabrik )“ nach § 10 Nds. WasserG

01.10.     Anmeldung eines weiteren Gewerbes „Rückgewinnung von Rohstoffen und Metallen“, Abmeldung am 07.08.1968

 

1968 ff.   

Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre allmähliche Einstellung des Geschäftsbetriebs, beginnender Verfall des Kalkbrennofens und der sonstigen Anlagen
Ende der bewirtschafteten Obstplantage


1982

11. 02.     Der Verwaltungsausschuss  der Landeshauptstadt billigt den Vertrag zur Errichtung einer – unselbstständigen – „Willy –Spahn–Stiftung“  auf der Grundlage der gemeinschaftlichen letztwilligen Verfügung des kinderlosen Ehepaares Spahn, darin wird als Auflage die Einrichtung eines öffentlichen Parks genannt, nicht jedoch die Erhaltung des Brennofens, auch nicht die Errichtung einer Seniorenwohnanlage.

 

1996   

Nach dem Tode  von Frau Emilie Spahn vier Monate vor ihrem 100. Geburtstag nimmt die LHH die Erbschaft offiziell an

 

1997   

Der Kalkbrennofen (das Brenngebäude mit Dach und Schornstein, nicht die später beseitigten baulichen Reste der Spahnschen Sprudelfabrik-Nachnutzung !) wird unter Denkmalschutz gestellt

 

1998   

Aus einem Volkshochschulkurs geht der  gemeinnützige „Willy Spahn Park e.V.“ hervor

 

1999   

Die Planungen für die Umgestaltung des Parks werden weiter konkretisiert, insbesondere für das Wegenetz

 

2001   

Der Kommunalverband Großraum Hannover beschließt mit rot – grüner Mehrheit  Haushaltsmittel  in Höhe von 720.000 DM für die Restaurierung des Brennofens ( 5 / 6 der Kosten ), für die keine Stiftungsmittel und keine städtischen Haushaltsmittel zur Verfügung stehen;
erstmit diesem Finanzbeitrag der Region ist der Erhalt des Brennofens als Industriedenkmal gesichert, Begründung: Sicherung eines wichtigen Zeugnisses der regionalen Industriekultur am regionalen Projekt des Grünen Rings.

 

2002   

Die  Rekonstruktionsarbeiten am  Gebäude beginnen, dabei wird die Höhe des Schornsteins auf 34 m begrenzt, Nebenanlagen beseitigt, ebenso kleinere bauliche Anlagen auf dem Gelände wie z.B. das Spahnsche „Sommerhaus“.

 

2003       

Der alte Obstbaumbestand wird ab Frühsommer um viele neue Obstgehölze ergänzt („Apfelwiese“, “Kirschwiese“), im Oktober der restaurierte Kalkbrennofen eingeweiht.

 

2004   

April       Parkeröffnung: der Park wird für die Öffentlichkeit freigegeben;   
Abschluss eines „Partnerschaftsvertrags“ zwischen der Landeshauptstadt und dem „Willy Spahn Park e.V.“

 

2014       

10.05.    „10 Jahre Willy-Spahn-Park“

 

2019   

„15 Jahre Willy-Spahn-Park“:
seit 2004 mehr als 70 Veranstaltungen des Willy Spahn Park e.V., darunter Tourenziel des „Regions-Entdeckertages“ und vor allem im Rahmen der „Gartenregion Hannover“,
Teilnahme am „Tag des offenen Denkmals“

 

Quellen:

Die Daten sind wurden von Siegfried Frohner mit viel Detailsarbeit recherchiert. So wurden Eigenttumsverhältnisse beispielsweise aus historischen Grundsteuerbescheiden rekonstruiert. Eingeflossen sind außerdem Berichten von Zeitzeugen, Daten aus historischen Melderegistereinträgen und Daten aus der historischen Recherche, die zur Anlegung des Parks erstellt wurde.